Auf Anregung von Gastwirt Heinrich Heine und mit Unterstützung durch die Kaufleute Georg Gehrels und August Backhaus fand am 6. August 1911 eine Interessenversammlung in Heines Gasthaus – dem heutigen Schützenhof – statt. Die 21 anwesenden Personen beschlossen einstimmig einen Schützenverein für Jaderberg und Umgebung zu gründen. Als Vereinslokal wurde der Gasthof Heine bestimmt. Weiter wurde vereinbart, mit dem Landwirt Fritz Oeltjen Verbindung aufzunehmen, zwecks Ankaufs eines Geländestreifens zur Anlegung eines Schießstandes. Die Versammlung wählte eine Kommission, welche beauftragt wurde, verschiedene Schießstände zu besichtigen und Informationen über Waffen, Satzungen etc. einzuholen. Per Zeitungsanzeige wurde zur nächsten Versammlung, am 19. August 1911 in Heines Gasthof eingeladen. Hier fand die Festlegung der Satzung, wie auch die Wahl des ersten Vorstandes statt. Mit dem Bau des Scheibenstandes sollte sofort begonnen werden, außerdem sollten zwei Scheibenbüchsen angeschafft werden. Der Vorstand wurde ermächtigt, für die anfallenden Kosten ein Darlehn bis zum Höchstbetrag von 4.500 Mark aufzunehmen. Heinrich Heine übernahm als Wirt die Kosten zum Bau einer Schießhalle. Hierbei handelte es sich um eine Halle in Holzbauweise, Größe 10 x 6m, zum Schießstand hin offen.
So hatten die Leute es in kürzester Zeit geschafft, nicht nur einen Verein mit einer ansehnlichen Zahl von 60 Mitgliedern zu gründen, sondern auch die Anlage und den Bau der Scheibenstände in Angriff zu nehmen. Auf einer weiteren Vorstandsversammlung am 11. September wurde das Eröffnungsschießen nach Fertigstellung des Schießstandes und der Halle, verbunden mit dem ersten Schützenfest, auf den 24. September 1911 festgesetzt.
Für den Ablauf des Festtages wurde folgendes vereinbart: Antreten nachmittags 2 Uhr beim Vereinslokal, Festmarsch zunächst zum Bahnhof, dort Empfang des Vareler Schützenvereins, dann weiter durch den Ort bis Dählmanns Garten (heute Zoo) und wieder zurück zum Festplatz. Der erste Hauptmann Fritz Oeltjen ritt den Vereinsmitgliedern zu Pferd voran.
Auf dem Festplatz waren Karussells und Buden verschiedener Art aufgebaut, auch gab es eine Kinderbelustigung, sowie ein Militär - Konzert im Garten. Der Platzeintritt betrug für Erwachsene 20 Pfg. und für Kinder 10 Pfg.
Der neuerbaute Schießstand und die Halle wurden gebührend eingeweiht. Geschossen wurde auf vier Ständen und auf den Adler. Auf einer Sonderscheibe fand das Königsschießen statt. Der erste Schützenkönig wurde Heinrich Heine. Am Abend fand dann im Saal des Schützenhofes ein Ball statt. Der Vorstand war mit dem Verlauf des ersten Festes vollauf zufrieden. Schon vor dem Fest hatte man beim Amtsgericht Varel die Eintragung ins Vereinsregister als Schützenverein Jaderberg beantragt. Zudem wurden festgelegt, dass jeden 2. und 4. Sonntag und jeden Mittwoch geschossen wurde.
Bei der folgenden Generalversammlung am 6. Januar 1912 wurde aufgrund der Erfahrungen des ersten Schützenfestes der Ankauf eines Festplatzes beschlossen. Das Gelände stellte Fritz Oeltjen zum Preis von 0,80 Mark pro qm zur Verfügung. Der Vorstand wurde ermächtigt, für die Zahlung des Kaufpreises ein Darlehn bis zum Höchstbetrag von 2.000 Mark aufzunehmen. Heinrich Heine übernahm die anfallenden Zinskosten und konnte dafür den Festplatz als Grünland nutzen.
Das nächste und die weiteren Schützenfeste sollten am 2. Pfingsttag und den Tag danach stattfinden. Außerdem wurde den Mitgliedern empfohlen, sich einheitliche Schützenjacken anzuschaffen. Außerdem besuchte man die Schützenfeste in Hahn, Varel und Schweiburg.
1913 wurde dem Jaderberger Kriegerverein die kostenlose Nutzung des Schießstandes angeboten, da diese beabsichtigten, sich zu Übungszwecken eigene Gewehre anzuschaffen. Auch wurde das Meisterschafts- / Bedingungsschießen eingeführt, wobei die Schützen bei Erfüllung jeder Bedingung Abzeichen erhielten. In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 wurde kein Schießen und auch keine Schützenfeste abgehalten. Bei der Wiederaufnahme des Schießens nach dem Krieg zeigte sich, dass an den Schießanlagen doch erhebliche Instandsetzungen erforderlich waren. Um die Kasse zu schonen, wurden die Arbeiten in Eigenleistung ausgeführt. Im Jahre 1923 wurde die Anschaffung einer Vereinsfahne beschlossen. Die Fahnenweihe fand in feierlicher Form am 23. September 1923 statt. Hierzu waren alle örtlichen und befreundeten Vereine eingeladen. Bei der Generalversammlung im Januar 1925 wurde die Anschaffung einer Schützenkette für den König beschlossen. Zudem sollte künftig der König ein goldenes Kreuz erhalten, mit der Verpflichtung ein silbernes Kreuz in gleicher Form mit Inschrift für die Königskette zu besorgen. Die Kreuze der vorangegangenen Könige wurden nachbestellt und die Kette damit vervollständigt.
Seit der Versammlung im Januar 1926 gehörte der Verein dem Oldenburger Schützenbund an.
Im März 1926 beschloss man den Neubau des Schießstandes. Die Baukosten waren durch den Verkauf von Anteilsscheinen und einem Zuschuss der Haake - Beck - Brauerei gesichert. Das fehlende Land wurde dem Verein von Heinrich Heine kostenlos überlassen.
Nach 1933 brachte die politische Situation erhebliche Veränderungen, die auch das Schützenwesen betrafen und manche Umgestaltung mit sich brachten. Die Schießanlagen wurden zunehmend von der SA und anderen Gliederungen der Partei genutzt. Nach den neuen Bestimmungen wurde der erste Vorsitzende in „Vereinsführer“ umbenannt. Die Schießanlagen wurden 1936 um vier Kleinkaliberstände erweitert. Die letzte ordentliche Generalversammlung vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges fand am 4. Mai 1939 statt. In dieser Versammlung wurden aber keine gravierenden Beschlüsse mehr gefasst. Nach Ausbruch des Krieges kam das Vereinsleben vollkommen zum Erliegen. Dem letzten Schützenkönig vor dem Krieg, Heinrich Sommer, ist es zu verdanken, dass die inzwischen schon wertvolle Königskette erhalten blieb und somit vor der Vernichtung bzw. Entwendung durch die Besatzungsmacht gerettet werden konnte. Das Protokollbuch und die Vereinsfahne mit Schärpen wurden von dem damaligen Schützenhofwirt Karl Schmidt in Sicherheit gebracht und konnte dadurch ebenfalls vor der Vernichtung gerettet werden.
Nachdem das Vereinsleben schon während des zweiten Weltkrieges zum Erliegen kam, folgte nach Kriegsende die Besetzung durch die Alliierten. Die Besatzungsmacht erlaubte weder Uniformen noch Waffen, auch war die Schießanlage vollkommen zerstört. Somit waren Aktivitäten im Schützenverein nicht nur verboten, sondern auch unmöglich gemacht worden. Dieser Zustand hielt einige Jahre an. Erst Anfang 1950 fanden sich einige ehemalige Mitglieder zusammen, um eine Wiedergründung des Vereins anzuschieben. Auf der Versammlung am 4. Mai 1950 beschlossen die Teilnehmer eine Neugründung des Schützenvereins Jaderberg. Zudem beschlossen die Teilnehmer, im gleichen Jahr wieder ein Schützenfest durchzuführen. Schon zwei Wochen später fand am Himmelfahrtstag das Königsschießen statt. Dafür wurde der Schießstand provisorisch hergerichtet. Entsprechend der damaligen Vorschriften durfte das Schießen nur mit dem Luftgewehr durchgeführt werden. Das Schützenfest wurde, wie schon vor dem Krieg, am 1. und 2. Pfingsttag gefeiert. Beim Festumzug durch den Ort marschierten die Mitglieder des Schützenvereins in Zivil, da Uniformen noch nicht wieder erlaubt waren, hierbei wurde auch wieder die alte Vereinsfahne mitgeführt. Auf der Generalversammlung im Folgejahr wurde, durch die Lockerung der Gesetzlichen Vorschriften, die Anschaffung einheitlicher Schützenhüte beschlossen. Außerdem sollten wieder noch vorhandene Uniformen zum Schützenfest getragen werden. Der zerstörte Schießstand wurde wiederaufgebaut, allerdings kleiner als in seiner ursprünglichen Form. Für die Wiederherstellung der Blenden wurden Trümmersteine aus Wilhelmshaven beschafft. So entstanden zunächst zwei Kleinkaliberstände und vier Luftgewehrstände.
In einer außerordentlichen Generalversammlung am 19. Dezember 1954 wurde die Satzung dahingehend erweitert, dass durch Förderung des Volks- und Schießsports, sowie durch Pflege des Volks- und Brauchtums der gemeinnützige Zweck im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnung vom 24. Dezember 1953 ausschließlich und unmittelbar verfolgt wird. Man war nun ein gemeinnütziger Verein. Pfingsten 1961 feierte der Schützenverein Jaderberg sein Jubiläumsschützenfest. Vereinsmitglied und Tiergartenbesitzer Hans-Dieter Pundt zeigte sich bereit, dem Schützenverein ein Ärmelabzeichen zu stiften, wie es seinerzeit von allen Vereinen angeschafft wurde. Als Voraussetzung dafür sollte das Abzeichen ein prägnantes Merkmal des Tiergartens zeigen. Somit fiel die Wahl auf den Löwenkopf, mit dem damals viel für den Tiergarten geworben wurde. Vom ersten Vorsitzenden Wilhelm Winter und seiner Frau Irmgard wurde in Abstimmung mit dem Stifter ein Entwurf gefertigt und ein Angebot einer Hamburger Spezialfirma eingeholt. Auch auf der folgenden Generalversammlung im Februar 1964 fand der Vorschlag große Zustimmung und wurde daraufhin in Auftrag gegeben. Beim folgenden Schützenfest wurden die Abzeichen zum ersten Mal getragen.
Im Anschluss an das Schützenfest 1976 wurde von mehreren Frauen der Antrag gestellt, eine Damenabteilung einzurichten. Diesem Antrag wurde vom Vorstand stattgeben. Somit gab es ab 1977 auch eine Schützenkönigin mit Hofdamen im Jaderberger Königshaus.
Um den Schießsport vielseitiger zu gestalten, plante der Schützenverein die Gründung der Abteilung „Bogenschießen“. Ein Einführungsvortrag mit praktischer Demonstration in der Schützenhalle fand zahlreiche aufmerksame Zuhörer. Viele ließen sich im Anschluss der Veranstaltung für den Bogensport vormerken. Der Verein plante daraufhin einen Bogenplatz auf dem eigenen Grundstück anzulegen. Im Frühjahr 1994 wurde der Übungsplatz für die Bogenabteilung eingeebnet und am hinteren Ende ein Schutzwall aufgeschüttet und angesät. Für die neue Abteilung wurden Bogen angeschafft und einige Schießwarte besuchten die benötigten Lehrgänge. Im Jahr 1996 erwarb der Verein die Schützenhalle von der Familie Siemen. Mit der Übernahme der Halle versprach sich der Vorstand eine rege Belebung des Vereinslebens. Im März 1997 fand zum ersten Mal das Osterfrühstück in Eigenregie für die Mitglieder und ihre Partner am Karfreitag mit anschließendem Ostereierschießen in der Schützenhalle statt. Seit 1999 findet das Ostereierschießen für Jedermann immer am Ostersamstag parallel zum großen Osterfeuer der Feuerwehr in der Schützenhalle statt. Diese Veranstaltungen gehören jedes Jahr zu den beliebten Aktionen des Schützenvereins wie die Dorfpokalwoche, die alljährlich im März stattfindet.
Beim Dorfpokalschießen, das es ebenfalls seit 1999 gibt, liefern sich die Mannschaften der Vereine, Clubs, Firmen, Gemeinschaften und Familien aus der Gemeinde und Umgebung einen spannenden Wettbewerb um Pokale und Sachpreise. 2001 erfolgte ein Erweiterungsbau, bei dem eine Küche und Toiletten angebaut wurden. Bis dahin waren die Toiletten des Schützenhofes genutzt worden.
Im Jubiläumsjahr 2011 feierte der Schützenverein Jaderberg sein 100 - jähriges Bestehen am Pfingstwochenende mit einem großen Fest mit einem bunten Programm.
Auf der Jahreshauptversammlung im Februar 2015 wurde die Verlegung des Schützenfestes auf das Himmelfahrtswochenende beschlossen. Seit 2018 wird der Schützenball am Samstagabend im Schützenhof gefeiert. Immer wieder stehen umfangreiche Arbeitseinsätze auf dem Programm der Schützen, meist bedingt durch die Veränderung der gesetzlichen Vorgaben zur Sicherheit von Schießstätten bzw. der Instandhaltung der vereinseigenen Schützenhalle.
(Der Text wurde überarbeitet und gekürzt.)
Die ungekürzte Geschichte des Schützenvereins Jaderberg mit vielen Bildern ist erschienen im Jader Heimatkalender Nr.17 + Nr.18, veröffentlicht durch das „Heimat- und Bilderarchiv Gemeinde Jade e.V.“ www.bilderarchiv-jade.de
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